Coming home
Der Jubelmoment des Tages war das Tor zum 2:2 der deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana bei der Fußballweltmeisterschaft, das die Gäste der 10-Jahresfeier beim Public Viewing erleben. Miroslav Kloses 15. WM-Treffer katapultierte ihn in die Fußballgeschichtsbücher und ließ ein Feuerwerk im Auditorium explodieren. Über 400 ehemalige Studenten und Gäste sprangen hoch, jubelten, umarmten sich. Nur die wenigsten Alumni werden im Auditorium eskaliert sein, als ihnen der Sachverhalt der Klausur „Sachenrecht II“ ausgeteilt wurde. Aber wichtig waren am 21. Juni 2014 an alter Wirkungsstätte andere Dinge. Die guten Erinnerungen, die alten Freunde, das Freibier.
Kötz rhetorisch brillant
Der beeindruckendste Moment des Festakts war sicherlich die Rede von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hein D. Kötz, M.C.K., F.B.A. Kötz sprach als Festredner zum zehnjährigen Bestehen des Alumni-Vereins. Viele Alumni jüngerer Jahrgänge hörten den Gründungspräsidenten der Bucerius Law School bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal. Fünf Minuten widmete er sich in seiner Rede der Vergangenheit, zehn Minuten der Zukunft der Bucerius Law School. Zack zack und auf den Punkt. Zurück ließ Kötz eine Zuhörerschaft von Mittzwanzigern bis Mittdreißigern, die sich fragen musste, ob da gerade wirklich einer der etabliertesten und renommiertesten deutschen Juristen im In- und Ausland zu ihnen gesprochen hatte. Denn: Kötz sprach progressiver, offener und moderner als die meisten Teenager denken. Rhetorisch brillant gelang es Kötz, mit Witz und Suggestivfragen sein Publikum an sich zu binden. Wie beeinflussen die Alumni das Gelingen der Bucerius Law School? Was ist übrig geblieben von ihrem Charakter als Reformhochschule? Traut sich die Bucerius Law School, praktische Fähigkeiten ihrer Studenten weiter auszubauen, auch wenn das Abstriche bei den Examensnoten bedeuten würde?
Besondere Momente waren die Begegnungen auf dem Campus beim Grillen und Chillen. Nachdem die Alumni jahrgangsweise gemeinsam gefrühstückt, einige Kulturbeflissene mittags das Bucerius Kunst Forum besucht und Alumni bei der Podiumsdiskussion mit Dr. Manfred Bullinger (Vorstand Personal und Recht von ExxonMobil), Malte Holthaus (Partner bei Allen & Overy), Anna Engers (Inhaberin von Diventure), Dr. Christian Wellmann (Principal der Boston Consulting Group) und Birte Gall (Moderation) über die „Generation Y“ diskutiert hatten, war es am Abend Zeit für Kulinarisches. Die Alumni nahmen auf den Bierbänken auf dem Campus Platz, genossen Gegrilltes und klönten. So trafen sich Kommilitonen, die sich herzlich freuten, sich nach Jahren ohne Kontakt wieder zu sehen. Freilich, der Campus ist auch groß genug zum „Wegducken“. Bei der 10-Jahresfeier haben sich aber auch die ersten Alumnikinder auf dem Campus getroffen. Ob ihre Eltern es zulassen, dass sie irgendwann als Studenten hierhin zurückkehren?
Mirja Tieben gewinnt Gewinnspiel
Ein spannender Moment war die Auswertung des großen Fußballtippspiels zum Public Viewing des zweiten Vorrundenspiels. Dr. Mirja Tieben (Jg. 2003) gewann gegen über 250 Kipper, unter den Geschlagenen auch Professor Dr. Dr. h.c. mult. Karsten Schmidt. Mirja setzte sich am Ende per Losentscheid gegen drei punktgleiche Mittipper durch. Die Verwaltungsrichterin ist nun stolze Besitzerin eines 600 Euro schweren Gutscheins für ein Tagesseminar der Bucerius Education. Hierfür sowie für die Organisation der Podiumsdiskussion gebührt der Bucerius Education wie auch allen eingeteilten und spontanen Helfern am Festtag ein herzliches Dankeschön. Ebenfalls zu danken hat der Verein den Sponsoren, die die Finanzierung der 10-Jahresfeier erst ermöglichten: die Kanzlei Renzenbrink-Raschke von Knobelsdorff-Heiser, Arber Seminare, Anchor Rechtsanwälte und die Bucerius Event GmbH. Und schließlich gebührt besonderer Dank den hervorragenden Alumni-Ensembles, die den Festakt musikalisch begleitet und alle Gäste außerordentlich beeindruckt haben.
Ein hoffentlich folgenreicher Moment war die Übergabe des Geschenks des Alumni-Vereins an die Hochschule – ein Videostudio im Wert von knapp 5.000 Euro. Philip Liebenow (Jg. 2003) hat stellvertretend für über 1.000 Alumni die Vorstellung übernommen und in großer Runde gezeigt, wozu das Studio in der Hauptsache dienen soll: zum E-Learning. Er warf an die große Auditoriumsleinwand den ersten Podcast von Professor Dr. Florian Faust zur Abgrenzung von Vertretungs- und Verfügungsmacht. Faust selbst mochte zu Beginn kaum hinschauen. Wie er später versicherte allerdings nur wegen der jedem bekannten Ungewohntheit, sich selbst in Bild und Ton zu sehen. Das Auditorium voller Alumni sah indes etwas sehr Vertrautes – den doppelten Preisträger des „Platzhirschen“ – der Lehrpreis des Alumni-Vereins – in Hochform.
Feiern bis in die Morgenstunden
Bereinigende Momente gab es dann beim Aufräumen am Sonntag, zu dem sich Mitglieder des Vorstands und weitere Helfer trafen. In guter alter Feierkultur der Bucerius-Studenten hatte die Feier bis in die frühen Morgenstunden gedauert, sodass sich entsprechendes Aufräumpotenzial bot. Überraschenderweise aber – und insofern wurde ein Image aufs Spiel gesetzt – ging nichts Wesentliches in die Brüche. Nicht einmal eine der gebogenen Auditoriumsaußenscheiben… Dennoch bestätigte sich die Regel: Aufbauen macht mehr Spaß als Abbauen. Anna Härle (Jg. 2008) hatte den Tag federführend gemeinsam mit Florian Henn (Jg. 2008), Johannes Völcker (Jg. 2006) und Vereingeschäftsführer Alexander Ulmer (Jg. 2009) – unterstützt durch den übrigen Vereinsvorstand – geplant und durchgeführt. Anna führte auch durch den Festakt, dessen Höhepunkt die Festrede von Gründungspräsident Hein Kötz darstellte. Eine Studentin des Jahrgangs 2008 vor einem Auditorium voller „Bucerianer“, wie Vereinspräsident Jan Wildhirth (Jg. 2004) bei seinem Grußwort seine Zuhörerschaft bezeichnete. Neben den Alumni waren nahezu alle aktuellen Professoren der Hochschule – viele in Begleitung – sowie Professor Dr. Michael Göring, die Hochschulleitung, Dr. Markus Baumanns, Dr. Annette Bärwinkel und viele weitere Mitarbeiter der Bucerius Law School anwesend. Sie alle waren der Einladung der Alumni gefolgt. Ein Zeichen der Wertschätzung und der Zusammengehörigkeit, das ankam und für weitere gute Zusammenarbeit steht.
Prima inter pares der Ehrengäste war Bundesverfassungsrichterin Professor Dr. Doris König, M.C.L. Anna reihte den Dank für ihr Erscheinen in die lange Liste der besonderen Gäste des Vereins ein. Dabei ließ ein spontan explodierender Applaus das vollbesetzte Auditorium erbeben, der ohne Frage selbst den späteren Klose-Torjubel in den Schatten stellte. Auch wenn die ehemalige Präsidentin der Bucerius Law School nicht zu einem Salto ansetzte, der sehr lange Applaus gepaart mit trampelnden Füßen ging nicht spurlos an ihr vorüber. Doris König, die seit Gründung an der Hochschule wirkt und somit jeden einzelnen Alumni zumindest theoretisch kennt, richtete kurz darauf sichtlich bewegt das Wort an die anwesende Alumnischaft: „Die Bucerius Law School wird meine Heimat bleiben.“ Das war der bewegendste Moment des Tages.
Nina Marie Güttler (Jg. 2003)
Martin Hejma (Jg. 2004)
Kommentar schreiben