Warum die juristische Beratung der Sportbranche für mich ein absoluter Traumjob ist
Es steht wahrscheinlich in Büchern über Karriereplanung und ein erfülltes Leben gleich im ersten Kapitel: „Machen Sie doch einfach Ihr Hobby zum Beruf. Dann läuft der Rest von selbst und Sie haben nie wieder das Gefühl, wirklich zu arbeiten.“ Nichts ist leichter als das. Gleichwohl ich in dem absoluten Traumverein – dem VfL Osnabrück – fußballerisch groß werden durfte, war ich leider nicht mit hinreichend Talent gesegnet, um aus dem sportlichen Hobby eine bezahlte Fußballerkarriere zu machen. Den Umstand, dass ich heute dennoch in (m)einem Traumberuf arbeite, empfinde ich als riesiges Glück. Der Weg hierhin lässt sich retrospektiv leicht nachvollziehen. In der damaligen Planung waren allerdings die einzelnen Stationen und Eckpfeiler weniger von langer Hand durchdacht und vorhersehbar. Diese Schritte haben jedoch alle eines gemein. Ich war der Überzeugung, dass jedes dieser mal kleineren und mal größeren Puzzlestücke die Aufschrift „Sport“ trägt und die Chance hat, sich am Ende zu dem Gesamtbild „Karriere im Sportbusiness“ zusammenzufügen: das Fußballspielen selbst, das Studium an der Bucerius Law School, die Gründung der Sportrechtsgruppe an der BLS und im Alumni-Verein, meine Tätigkeiten in verschiedenen Hamburger Fußballvereinen, der Besuch unzähliger Veranstaltungen und Konferenzen, der Aufbau und die Pflege eines großen Netzwerks im Sport, der Fachanwalt Sportrecht und natürlich der gesamte Weg mit meiner jetzigen Kanzlei, BluePort Legal.
Sportrechtsanwalt als Traumberuf
Warum „Sportrechtsanwalt“ überhaupt ein Traumberuf ist? Ich berate den ganzen Tag Inhalte, die ich gänzlich unabhängig vom Beruf äußerst spannend finde. Ich darf mit Kolleginnen und Kollegen im Team zusammenarbeiten, für die nicht nur die juristische Qualität maßgebend ist, sondern auch das Teamplay und die sportliche Atmosphäre. Und ich berate Mandanten, die ihrerseits auf und neben dem Platz nach Spitzenleistungen streben, dennoch (oder gerade deswegen) die partnerschaftliche Zusammenarbeit auch mit den juristischen Beratern großschreiben und mit denen die Kommunikation häufiger freundschaftlich als lediglich professionell ist. In einigen Beispielen ist die „Mandatsbeziehung“ tatsächlich eine Freundschaft mit Wurzeln an der BLS, zum Beispiel mit Julius Becker (OneFootball), Philipp Winter (HSV) und Jennifer Zumdick (früher DFL).
Schnelllebigkeit der Sportbranche
Zur Wahrheit im Kontext „Traumberuf Sportrechtsanwalt“ gehört jedoch auch, dass die Sportbranche äußerst schnelllebig ist und häufig unberechenbar erscheint; nicht zuletzt aufgrund der unmittelbaren Abhängigkeit von den Ergebnissen auf dem Platz. Zudem sind die Handelnden und Verantwortlichen im Sport verhältnismäßig häufig Personen, die im vorherigen Lebensabschnitt selbst Sportler waren und daher eher selten Ausbildungen mit wirtschaftlichen oder juristischen Schwerpunkten genossen haben. Das gilt insbesondere im Vergleich zu Führungskräften in mittelständischen und großen Unternehmen der übrigen Wirtschaft. Positiv formuliert: Es werden von dem Sportrechtsanwalt häufig – über das rein Juristische hinaus – deutlich facettenreichere Beratungen, Kommunikation und Gestaltungen gefordert als in manch anderen Beratungsfeldern.
Beratungsschwerpunkt einer Sportrechtskanzlei
Was wir nun den ganzen Tag beraten? Wir verstehen uns als eine Boutique, die sich darauf spezialisiert hat, die Player und Stakeholder der Sport- und Entertainmentbranche zu allen rechtlichen Fragestellungen zu beraten. Dazu zählen zum Beispiel Spieler- und Trainerverträge (und deren Auflösung), Transferverträge, Beraterverträge, Vermarktungsverträge, Sponsorings, Werbeverträge, Markenrechte, Themen rund ums Merchandising und Ticketing, Lizenzierungsverfahren, presserechtliche Themen, Schiedsgerichtsverfahren und Sportgerichtsverfahren z.B. bei Pyroverstößen bzw. roten Karten. Im Kern also alles Themen und Fragestellungen, die für Leute, die sich für den Sport und das Sportbusiness interessieren, spannender nicht sein könnten. Die Transfers juristisch zu begleiten oder die Trainerentlassungen vorzubereiten, die am nächsten Tag in der Zeitung stehen, sind spannende und motivierende Aspekte unserer Tätigkeit. Ich habe jedoch auch schon die Datenschutzerklärung und die Fanshop-AGB für Fußballclubs geschrieben – Aufträge, die auf der Attraktivitätsskala sicherlich weiter unten angesiedelt sein dürften.
Der Weg zum Sportrechtsanwalt
Nein, ein Traumberuf lässt sich selten einfach wählen und der Weg dorthin natürlich auch nicht lückenlos durchplanen. Zu Zeiten der Pionier-Sportrechtsanwälte (noch vor der Jahrtausendwende) war es für diese Berufsgruppe wohl hilfreich, ein juristischer Allrounder zu sein. Heute dagegen erscheint es sinnvoller, zunächst eine rechtliche Spezialisierung für sich zu definieren und über diese konkreten Qualifikationen den Weg in die Sportbranche anzustreben; gleichwohl dieser Ansatz sicherlich nicht der einzige Weg zum Ziel ist. Einen Punkt halte ich für besonders wichtig: Der vielzitierte Stallgeruch sowie Leidenschaft und Feuer für die Branche und das sportliche Geschehen auf dem Platz sind nicht bloß hilfreich, sondern wesentliche Schlüsselaspekte – vielleicht sogar Schwellenvoraussetzungen – für den Eintritt in die Sportbranche. Wem es zudem gelingt, möglichst viele Puzzlestücke mit dem Aufdruck „Sport“ zusammenzusetzen, dem steht einer Karriere als Sportrechtsanwalt und dessen Einordnung als Traumberuf nichts mehr im Wege.
Sven Piel (Jg. 2005)
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