Über meine Erfahrungen in der Zeit als Juristin bei der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH
Eine Kombination aus familiärer Vorbelastung, Neugier und dem Zufall hat mich zum Ende meines Referendariats ins Sportrecht geführt. Viereinhalb Jahre war ich als Syndikusrechtsanwältin und Managerin Rechteschutz in der Abteilung „Audiovisuelle Rechte“ der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH tätig. Der Weg dorthin war jedoch – zunächst – nicht geplant.
Dass es so etwas wie Sportrecht überhaupt gibt, habe ich erst zum Ende meines Studiums durch einen Vortrag eines Hamburger Sportrechtsanwalts im Rahmen des Studium Generales mitbekommen. Ich bin privat schon immer sportbegeistert gewesen, bin Marathon gelaufen und habe ohne Talent – aber sehr gern – auf der Moorweide gekickt. In meiner Familie hat Fußball stets eine große Rolle gespielt und ich habe in meiner Kindheit die meisten Heimspiele des VfL Bochum im Stadion verfolgt.
Referendariat als Einstieg
Das Sportrecht ist streng genommen kein eigenes Rechtsgebiet für sich, sondern setzt sich aus Einzelfragen aus den verschiedenen Rechtsgebieten zusammen. Es gibt also nicht den einen typischen Weg, um beruflich einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ich beschloss, mein Referendariat in Berlin zu nutzen und einen Teil der Anwaltsstation irgendwie im Sport zu absolvieren. Ich bewarb mich bei Medienunternehmen und unter anderem auch bei der DFL.
Die DFL führt das operative Geschäfts des Zusammenschlusses der lizensierten Vereine und Kapitalgesellschaften der Fußballlizenzligen Bundesliga und 2. Bundesliga. Hierzu gehören unter anderem die Leitung des Spielbetriebs und die Durchführung der Wettbewerbe als auch die exklusive Vermarktung der Rechte an Spielen der Lizenzligen.
Meine Erfahrungen im Medien und Telekommunikationsrecht als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Großkanzlei waren meine Eintrittskarte in die Rechtsabteilung der DFL, wo zu der Zeit die Ausschreibung der audiovisuellen Medienrechte vorbereitet wurde. Diese Station mündete fast unmittelbar in ein Jobangebot in einer neuen Abteilung, sodass ich bereits kurz vor dem Zweiten Staatsexamen meine Zelte in Berlin aufbrach, nach Frankfurt am Main zog und nur für die mündliche Prüfung kurz zurückreiste.
Schutz der Exklusivität – Jagd auf Internetpiraten
Neben der Mitarbeit an der Ausschreibung der nationalen Medienrechte war meine Aufgabe der Schutz der exklusiven Rechte gegen digitale Piraterie. Neben juristischem Wissen war auch ein technisches Verständnis wichtig, um mit Plattformen wie YouTube oder Twitter über Rechteschutzkonzepte zu verhandeln. Außerdem habe ich die Ausschreibung der Radiorechte betreut und mit den Clubs der 1. und 2. Bundesliga in einer eigens hierfür eingerichteten Kommission die Rechte der Clubmedien überprüft und entwickelt.
Frauen im Fußball – gar nicht so ungewöhnlich
In meinem Team war ich neben der Teamassistentin die einzige Frau, jedoch waren in der DFL in jeder Abteilung Frauen vertreten. Sicherlich ist es hilfreich, bei Terminen im Stadion nicht unbedingt mit Pfennigabsätzen aufzutauchen – nicht zuletzt, weil beim Arbeiten im Hintergrund lange Strecken zurückgelegt werden. Viel wichtiger ist jedoch unabhängig vom Geschlecht ein gewisser „Stallgeruch“, also ein grundsätzliches Verständnis für und eine Verbindung zum Sport. Da ich jedoch in meinem Bereich oft die einzige Frau und häufig zudem die jüngste Teilnehmerin war, gab es durchaus witzige Situationen. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Treffen mit der UEFA und anderen europäischen Ligen in Brüssel. Ich war typisch deutsch sehr pünktlich und als erste im Raum, als nach und nach die ersten Teilnehmer eintrudelten und mir zwar freundlich zunickten, mich jedoch ansonsten ignorierten. Erst, als ein mir bereits bekannter Kollege mich namentlich und als Vertreterin der Bundesliga vorstellte, gab es ein überraschtes und durchaus freundliches Begrüßen. Vermutlich war ich für eine Assistentin oder Mitarbeiterin des Caterings gehalten worden.
Grundsätzlich herrscht im Sport und gerade im Fußball ein recht direkter Umgang, mit dem man sich schon wohlfühlen sollte. Am Ende waren die Treffen mit den Vertretern und Vertreterinnen der Bundesliga-Clubs fast meine Lieblingstermine. Auch wenn wir hier oftmals kontrovers verhandeln mussten, so geschah dies immer in einer humorvollen und sehr ehrlichen Atmosphäre.
Den Einstieg wagen
Strukturell ist die Repräsentation von Frauen im Männerfußball mit Sicherheit noch ausbaufähig. Hier scheint es jedoch gerade eine enorme Entwicklung zu geben. Als ich 2019 die DFL verließ, gab es bereits Frauen als Direktorinnen und Mitglieder der Geschäftsleitung. Mittlerweile steht mit Donata Hopfen eine Frau an der Spitze des gesamten Unternehmens.
Der Zeitpunkt, als Juristin in den Sport einzusteigen, könnte meiner Meinung nach nicht besser sein. Die Welt des Sports ist schon lange keine Männerdomäne mehr und engagierte und interessierte Juristinnen finden bei Verbänden, Vereinen und im Sport aktiven Unternehmen ein faszinierendes Arbeitsgebiet, in dem viele Fragen noch nie gestellt worden sind. Daneben ist der Sport hochpolitisch und Entscheidungen im Sport haben oft Auswirkungen jenseits des Spielfelds.
Für den Einstieg sind meiner Meinung nach die Bereitschaft, sich in neue Bereiche einzuarbeiten, und Kreativität viel wichtiger als eine Spezialisierung. Unerlässlich ist ein Verständnis und eine Verbundenheit zum Sport, idealerweise nachweisbar durch eigene sportliche Betätigung, Ehrenämter und/oder Praktika. Eine gewisse Schlagfertigkeit hilft mit Sicherheit nicht nur als Frau im Sport.
Ich persönlich habe die fast fünf Jahre im Fußball wahnsinnig genossen und sehr viel gelernt. Auch wenn ich mittlerweile im Bundestag rechtlich in einem anderen Bereich tätig bin, würde ich eine Rückkehr in den Sport niemals ausschließen. Dafür ist die Arbeit einfach zu spannend und vielfältig.
Jennifer Zumdick (Jg. 2004)
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