4 Tage – 3 Partys – 2 Wettkampftage – 1 unvergessliches Event
Montagmorgen. 7:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Die noch immer verquollenen Augen lassen sich kaum öffnen. Der Blick durch das Zimmer: das Buccaneers-Trikot auf dem Boden, anfangen Ibuprofen- und Gelo-Revoice-Packungen auf dem Tisch. Ich will mich aus meinem Bett erheben, doch der Ganzkörpermuskelkater macht mir einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen schaue ich auf mein Handy und höre mir die Sprachnachricht aus meiner Lerngruppe an: „Leute, ich schaff's heute nicht um 9 Uhr. Ich fühle mich wie überfahren und meine Stimme ist auch noch nicht wieder da. Aber was war das bitte für ein geiles Wochenende?“
Wenn Euch das bekannt vorkommt, dann wart Ihr von Donnerstag bis Sonntag auf der ChampionsTrophy der Bucerius Law School.
Das Wichtigste nochmal kurz in Erinnerung gerufen: Die ChampionsTrophy ist eine dreitägige Sport- und Partyveranstaltung und wird seit ihrer ersten Ausrichtung 2004 von einem Team von Studierenden aus dem zweiten Studienjahr organisiert. Neben den Jurafakultäten aus unter anderem München, Berlin und Heidelberg nehmen auch diverse Business Schools wie die EBS oder die HSBA teil. Während der drei Tage werden Wettkämpfe in verschiedenen Sportarten wie Fußball, Handball und Cheerleading ausgetragen. Neben den Pokalen für die Sieger der Sportwettkämpfe wird auch der Spirit-Pokal an die Uni mit der besten Wochenend-Performance verliehen. Jeder Tag wird mit einer Party abgerundet. 2015 wurde erstmals die 1.000-Teilnehmer-Marke geknackt. Von Jahr zu Jahr wird die CT größer und professioneller.
Erinnerst du dich an … die Planung im Vorlauf?
Waren es früher noch zwei einsame Seelen, die das Gesamtkonzept fast im Alleingang gestemmt haben, teilt sich mittlerweile ein circa zehnköpfiges Team in verschiedene „Ressorts“ auf. Jedes Ressort hat seinen Aufgabenbereich, für den es mit seinen Ressorthelfer*innen zuständig ist.
Das Sponsoring-Ressort trifft sich mit Kanzleien und Unternehmen, um finanzielle und materielle Unterstützung zu bekommen. Das Sport-Ressort ist verantwortlich für den reibungslosen Ablauf der Wettkämpfe. Das Spirit-Ressort und das Party-Ressort sind dafür zuständig, die Teilnehmer*innen in Stimmung zu bringen und zum Feiern zu animieren, während das Logistik-Ressort die undankbare Aufgabe hat, die dazu benötigten Sachen von A nach B zu bewegen – und dabei durchgängig nüchtern bleiben muss. Die Leute von den Guest Relations organisieren im Vorlauf die Anmeldung der Gäste und stehen dann während der CT für noch jede kleinste Frage zur Verfügung. Und das Catering-Ressort sorgt dafür, dass an dem Wochenende keiner verhungert oder verdurstet.
„Anders als beim Lernen waren die Ergebnisse der Mühe unmittelbar sichtbar.“
Constantin Glaesner (Jg. 2012 – CT 2013, 2014)
„Ich wollte lernen, wie man ein richtig großes Projekt organisiert!“
Dirk Hartung (Jg. 2009 – CT 2011, 2012, 2013)
„Die Freude, in einem Team zu arbeiten, auf das man sich 100 % verlassen kann!“
Jonathan Schramm (Jg. 2014 – CT 2016)
Bei 1.000 Menschen, verschiedenen Standorten und vielen, vielen kleinen und großen Dingen, die geplant werden möchten – von der Buchung der Sporthalle bis zum Pappbecher: Die CT ist ein Großevent. Wenn dann die Planung ungefähr ein Jahr vorher beginnt und die ehemals wöchentlichen Treffen zu „daily meetings“ werden, bleibt nicht viel Zeit für anderes. Vergütung oder Credits erhalten sie dafür nicht. Doch was genau treibt die Studierenden an, neben dem ohnehin überwältigenden Workload der Uni ein solches Großevent zu organisieren?
Erinnerst Du dich an … die Sportwettkämpfe?
Neben den klassischen Disziplinen Fußball, Volleyball und Basketball wird jedes Jahr im Handball und Hockey um die Pokale gekämpft. Außerdem wird am Freitag an der Alster gerudert, gesegelt und im Einzel oder in der Staffel gelaufen. Wenn auch die Halle von Jahr zu Jahr wechselt, mal Beachvolleyball statt Hallenvolleyball gespielt wird, wird die CT traditionell mit dem Cheerleading-Wettbewerb am Samstagnachmittag abgerundet.
Abgesehen von der Meisterleistung der Koordination der einzelnen Wettkämpfe tritt die BLS selbst als Team der Buccaneers in den verschiedenen Disziplinen an. Viele von uns tragen nämlich teils unbekannte sportliche Talente in sich: Wer hätte gewusst, dass wir Handball-Bundesligisten und Segel-Jugend-Europameisterinnen in unseren Runden haben? Das Schönste daran: Trotzdem gibt es bei fast keiner Sportart ein richtiges Auswahlverfahren. Die meisten Mannschaften sind froh, wenn sie genug Spieler*innen aufs Feld bekommen. Jedoch trainieren die Fußballer*innen, die Volleyballer*innen, die Ruderer und die Segler mittlerweile im eigens gegründeten Verein, dem „BLS 01 e. V.“.
Die Buccaneers versprühen nicht nur bei der jährlichen ChampionsTrophy den Law School Spirit, sondern auch bei den Euromasters der WHU und den SnowDays der Freien Universität Bozen. Wenn sie selbst nicht sportlich tätig sind, dann wählen und stellen sie auch den Bucemann oder die Buceria, der bzw. die Repräsentant*in der Hochschule bei sportlichen Events und Partys.
Das einzige Team, das sogar in einem Qualifikationsturnier ausgespielt wird, ist das Flunkyball-Team. Die beiden Finalisten stellen das sechsköpfige CT-Team! 2019 gelang so der erste Turniersieg auf der CT.
Erinnerst Du Dich an … die Teilnehmerunis: Freund oder Feind?
In den Wettkämpfen treten die Mannschaften der Unis gegeneinander an. Dabei haben sich wie im Profisport Fanfreundschaften gebildet und Erzrivalen herauskristallisiert. Spätestens seit der CT 2016 stehen die BLS und die HSBA gemeinsam hinter ihren „Hamburger Jungs und Mädels“. Ewiger Gegner und auf der Beliebtheitsskala auf der Stufe von RB Leipzig ist und bleibt die EBS, die sich nicht zu schade ist, jedes Jahr das Bild des Privatuni-Bonzen zu perfektionieren. Einfach nur gut gespielt oder sind die wirklich so blau wie ihr Blut, schön, reich und nett?
Für viele Teilnehmer*innen der CT ist es auch ein Wiedersehen, ein CT-Klassentreffen, wenn man so will. Mit einigen hat man nämlich nicht nur an den Wettkämpfen teilgenommen und die Partys gefeiert, sondern auch den Katermorgen und die Panik, es nicht rechtzeitig zur Halle zu schaffen, miterlebt. Die CT verbindet auch nach dem Wochenende in Hamburg, sodass viele von uns noch heute engen Kontakt mit einigen Teilnehmer*innen der anderen Unis haben. Und Teilnehmer*innen der Bettenbörse, über die die Teilnehmer externer Unis bei BLSlern während der CT unterkommen, wissen: Es kann nicht schaden, den einen oder die andere von der TU München zu kennen, wenn man mal einen Schlafplatz zur Wiesn braucht!
„Der Kontakt ist weiterhin sehr intensiv. Einige habe ich im Auslandstrimester wiedergetroffen, mit anderen arbeite ich heute zusammen.”
Thilo Kerkhoff
(Jg. 2013 – CT 2015)
„Die Begeisterung, die alle Teilnehmenden für die CT haben, hat mich motiviert.“
Sophie Averdieck
(Jg. 2016 – CT 2018)
Sind Deine Erinnerungen geweckt?
Das Unmögliche möglich machen. Nicht nur diese jüngste ChampionsTrophy zeigt, was für ein unglaubliches Event sie ist. Ein Event, das gleichzeitig so viel Spaß macht wie Energie frisst. Von Rivalitäten bis Freundschaften, die weit nach dem Studium anhalten und weit über Jura hinausgehen. Es ist schön zu sehen, dass sich jedes Jahr wieder motivierte Leute zusammenfinden, die dieses Event auf die Beine stellen und es durch ihren Beitrag – sei es Orga oder Teilnehmer*in – zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Daher die Frage: An was erinnerst Du Dich bei der CT?
Wer trotz Sport, dröhnender Musik und wenig Schlaf am Samstagmorgen um 5 Uhr Brötchen für 1.000 Teilnehmer*innen geschmiert hat, den kann im Leben nichts mehr schocken. Und wenn man ehrlich ist: Nach so einem anstrengenden Wochenende kann man das Fischbrötchen bei Sonnenaufgang auf dem Fischmarkt am Sonntag so richtig genießen.
CT-Revival nach der Corona-Pause: Obwohl nach der Corona-Pandemie die CT 2020 und die CT 2021 ausgefallen sind und somit die klassische Staffelübergabe der Organisation für die CT 2022 vom Jahrgang 2019 an den Jahrgang 2020 mangels Vorerfahrung ausfiel, bedeutete dies noch lange kein Aus für die CT 2022. Kurzerhand wurde im Dezember 2021 ein „CT-Alumni-Rat“ gebildet. Alumni aus den vergangenen CT-Teams standen dem Jahrgang 2020 mit Rat und Tat zur Seite. Trotz ausgebuchter Hallen und Clubs, längst abgeschlossener Budgetplanung der Kanzleien und Wissenslücken größer als im Umweltrecht vorm Examen hat sich das Team jedoch nicht unterkriegen lassen. Die zunächst für unmöglich gehaltene CT 2022 wurde auf die Beine gestellt und stand ihren Vorgängern in nichts nach.
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