Ein kleiner Ritt durch die aufregende Cheerleading-Geschichte der Bucerius Law School
30 Cheerleader, deren Kostüme im Scheinwerferlicht glitzern, perfekte Chores und atemberaubende Stunts zu perfekt abgestimmter Musik – so sieht das Cheerleading heute an der BLS aus. Unsere Cheerleader können sich vor Interessentinnen und Interessenten aus den neuen Jahrgängen kaum retten, trainieren das ganze Jahr und reisen von Sportevent zu Sportevent. Sie glänzen mit immer ausgefalleneren Auftritten und gewinnen Preise. Doch wie konnte dieser Hype eigentlich an unserer kleinen Jura-Hochschule entstehen?
Sagenumwobene Anfänge – und die Faxe-Dose
Die Anfänge des Cheerleadings an der BLS lassen sich nur schwer rekonstruieren. Die Überlieferung besagt, dass sich wohl im Jahr 2004 erstmals eine Truppe um die 2003erinnen Janne Otten und Milena Zeppelius, der sich kurze Zeit später einige 2004erinnen anschlossen zusammenfand. Die Tanzbegeisterung griff um sich und das erste BLS-Cheerleading-Team holte sich Unterstützung einer professionellen Trainerin (Fabienne), die neben Hip-Hop-Elementen auch erstmals eine Hebefigur für die Auftritte bei ChampionsTrophy und Euromasters integrierte. Das Cheerleading an der BLS war geboren! Mit eigens für das Team genähten roten Röcken und weißen Tops sowie Aufnäher an überraschender Stelle wurde bei einem Auftritt im Jahr 2005 der bis heute gelebte Slogan „BLS love WHU“ geprägt.
Im Jahr 2006 richtete dann der Jahrgang 2004 selbst die ChampionsTrophy aus, doch wenige Tage vor dem Event wurde aus nicht überlieferten Gründen klar, dass die Cheerleader nicht auftreten würden. Als Gastgeber ein absolut untragbarer Zustand! Kurzerhand formierte sich ein Männerteam aus Frédéric Schneider, Roland Czycholl, Henning Peters, Henning Bunte, David Reichwein und Alex Veith (alle Jg. 2004). Es brach eine hektische Woche an, in der die sechs eine Choreographie einstudierten und Kostüme organisierten. Ein „French Cancan“ (in einer Reihe abwechselnd Bein hoch, Bein runter – der gehüpfte „Stechschritt“) stellte die Truppe aufgrund eines großen motorischen Begabungsgefälles bereits vor Herausforderungen. Man einigte sich schnell, dass ein Rückgriff auf den Song „Cowboy und Indianer“ den Vorteil mit sich bringe, dass die Choreografie vom Songtexten weitestgehend vorgegeben und allen bekannt sei.
Die Performance sollte alle Erwartungen übertreffen und gipfelte sogar in einer (zugegebenermaßen recht rudimentären) Pyramide! Man stelle sich sechs Männer in Cheerleading-Röcken vor, drei tänzelnd, zwei unten kniend und oben gegipfelt von Alex Veith, der eine Faxe-Dose ext. Zum Abschluss rissen sich die sechs 2004er die weißen Shirts vom Leib und entblößten ihre nur von zwei silbernen Klebesternen verdeckten Oberkörper – es muss ein Bild für die Götter gewesen sein. Der Applaus war dem Männer-Team sicher und die Performance stach so sehr hervor, dass sie sogar aus der Wertung ausgenommen wurde. Da hatten EBS und WHU 2006 wirklich noch einmal Glück, denn die BLS war – mal wieder – der Publikumsliebling.
Professionelles Training und ein Euromasters-Sieg
Nach diesem fulminanten Anfang übernahmen im Jahr 2007 Janina Kessler und Angela Husfeldt (beide Jg. 2006) die Leitung des Teams. Alle Freundinnen und Freunde wurden zwangsrekrutiert und das Training für die WHU Euromasters begann. Mit Enthusiasmus, Disziplin und den ersten richtigen Pyramiden gewann das BLS-Team daraufhin sogar den ersten Platz bei den Euromasters – ein riesiger Erfolg, der über die eine oder andere während des Trainings gebrochene Nase hinwegtröstete. 2008 stieß auch Marlene Ruf (Jg. 2007) zum Team und die Truppe trainierte etwa zwei Jahre zusammen; später sogar mit von Bird & Bird LLP gesponserten Kostümen.
Cheerleading-Partys und der eine oder andere Unfall
Nachdem das Team ab 2009 jedoch examensbedingt nicht mehr gemeinsam auftrat, wurde im Februar 2011 das BLS-Cheerleading wiederbelebt. Laut Protokoll gehörten zu den Gründungsmitgliedern Ria Schröder, Patricia Paffhausen, Claudia Kück, Christine Ostertag, Theresa Scharff, Anna Meinecke, Kristina Groß, Pia Richter, Dilan Balhan und Alexandra Böhmer aus dem Jahrgang 2010 sowie Daniela Dreßler, Lara Blume und Laura Schmidt aus dem Jahrgang 2009; später stieß noch Nina Pflugfelder (Jg. 2008) hinzu und Marlene Ruf gab als Know-how-Trägerin des Vorgängerteams Tipps zu den Hebefiguren. Damals dachten wir, wir würden einfach ein bisschen Sport zusammen machen, herumhüpfen und die Sportler und Sportlerinnen anfeuern. Drei Monate und unzählige blaue Flecken sowie Wohnheim- und WG-Partys später sollte sich herausgestellt haben, dass das Cheerleading viel mehr mit sich brachte – vor allem jahrgangsübergreifende und seit 2011 haltende Freundschaften.
Sportlich und kostümtechnisch war das CT-Team 2011 sicher noch nicht die Speerspitze des Cheerleadings: Wir sprangen in Karnevalskostümen durch die Halle, rutschten während der Performance auf den Pompons aus und hatten fast keine Stimme mehr nach den vorangegangenen Partys. Wir gewannen nichtsdestotrotz den ersten Platz für unseren Auftritt in der Alsterdorfer Sporthalle durch unseren grenzenlosen Enthusiasmus, die selbstgenähten Schleifen im Haar, die von Maurice Zomorrodi (Jg. 2009) eigens für uns zusammengestellte Musik – und vielleicht auch aufgrund des Umstands, dass kein weiteres Team antrat.
Das Feuer war entfacht! Seit der ChampionsTrophy 2011 gibt es an der BLS ein konstant wachsendes und immer weiter professionalisiertes Cheerleading-Team. Aus dem Jahrgang 2011 konnten viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter rekrutiert werden, die Truppe wuchs, immer mehr Männer unterstützten das Team und ermöglichten zusammen mit einer professionellen Trainerin Hebefiguren. Stürze blieben dabei natürlich nicht aus. So brauch sich ausgerechnet unser Butzemann 2012, Benny Fischer (Jg. 2011 und natürlich auch Cheerleader), eine Woche vor dem Finale den Arm. Doch wir sollten dafür entschädigt werden!
Butzemann Benny heizte gerade zusammen mit den „Gerd-Girls“ – wie sich das Team inzwischen nannte – die Stimmung auf der Alsterwiese Schwanenwik während des Ruderturniers an, als plötzlich hinter uns ein Helikopter landete. Man munkelte, es sei ein hochrangiger Politiker. Benny ergriff die Chance und lief zusammen mit etwa 200 CT-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern auf den Helikopter zu. Die abgeschirmte Person hatte sich zunächst auf das eindringliche Anraten der Sicherheitsleute schnell von der Wiese und der feiernden Meute wegbewegt und in ein Auto gesetzt. Doch plötzlich sahen wir, wie die Autokolonne stoppte. Angela Merkel selbst stieg aus, kam auf uns zu, schüttelte Hände und hab Benny Fischer – bereits sichtlich mitgenommen von seinen Pflichten als Butzemann an Tag 3 der ChampionsTrophy – nach dessen staatsmännischer Begrüßung den weisen Ratschlag, er solle „mal ein Wasser trinken“. Unglaublich! Das Foto des Merkel-Butzemann-Handshakes ist bis heute wohl eine der am häufigsten genutzten Aufnahmen.
Auch in der Halle war die Stimmung gut! Die Kostüme stellten sich zwar als recht knapp bemessen heraus, doch wir machten die Unzulänglichkeit durch unzählige Cheers (Putze Dynamit!) und Stunts wett. Ein striktes Alkoholverbot vor dem Auftritt sollte uns vor weiteren Verletzungen schützen, auch wenn nicht überliefert ist, ob sich alle daran hielten. Auf jeden Fall konnten wir wieder den ersten Platz holen – diesmal sogar trotz Konkurrenz.
Drei Engel für Buceria und der Erfolgsweg zum heutigen Cheerleading
In den darauffolgenden Jahren lief das Cheerleading-Team zu neuer Höchstform auf. Angefangen bei der neu formierten Dreierspitze rund um Meike Matthias (Jg. 2011), die sich 2014 gemeinsam mit Victoria vom Bauer und Katja Neumann (beide Jg. 2013) dank eines strengen Trainingsplans bei den Euromasters den dritten Platz sicherten! Der Überlieferung zufolge ließ dabei auch die leidenschaftliche Performance des Butzemanns Marc Bittner (Jg. 2013) die Herzen der Zuschauer höher schlagen. Trotz des steigenden Konkurrenzkampfes konnte das Team bei der ChampionsTrophy 2015 erneut aufs Treppchen klettern – und das, obwohl Universitäten antraten, die sogar Mitglieder des Cheerleading-Nationalteams in ihrer Mannschaft hatten!
Eine Dreierspitze hatte sich eindeutig bewährt: eine Person zuständig für Stunts, eine fürs Tanzen und eine für die Organisation der Trainings. 2015 übernahmen unter dem Motto „Drei Engel für Buceria“ – denn es gab mit Paulina Große-Wöhrmann erstmals eine Buceria in der Geschichte der Hochschule – Regina Wigard, Laura Peters und Nikola Brenner (alle Jg. 2014) das Team. Teambuilding im Indoorspielplatz „rabatzz!“ am Erwachsenenabend, Pizzabestellungen am Trainingswochenende, deren Umfang das L'Osteria-Team vom Stephansplatz höchstwahrscheinlich an den Rande des Wahnsinns trieben, und nicht zu vergessen: neue Kostüme, die bis heute das Erscheinungsbild des Cheerleadings an der BLS prägen – es wurde nie langweilig rund um den Cheer-Spirit der Uni!
2016 wuchs das Team weiter und unter der Leitung von Franziska Welsch, Carolin Krupp und Änne Isfort (alle Jg. 2015) brach der Männeranteil im Team Rekorde – Tendenz aufwärts. Nach weiteren erfolgreichen Performances auf den Euromasters und der ChampionsTrophy (erneut Platz 3) nutzte das Team nun auch professionelle Unterstützung von Cheerleadern des Galaxy Cheer e. V. Hamburg und schaffte sich Matten für ein sicheres Training im Moot Court an, um die Nasenbruchquote möglichst gering zu halten. Sodann übernahm mit Luca Nehls im Jahr 2017 der erste männliche Cheerleader die Teamleitung gemeinsam mit Julia Müller (beide Jg. 2016), wobei der Erfolg des Teams nie abriss. Die Pyramiden wurden noch höher und größer, der sportliche Anspruch aller Teilnehmenden mindestens genauso. Cheerleading war längst fester Bestandteil des Hochschulsports der BLS geworden.
Unter der Leitung von Florentine Meyer zu Küingdorf, Siri Parow und Karolin Kreutzer (alle Jg. 2017) dann der verdiente Lohn: Platz 2 bei den Euromasters 2018! Das Team glänzte mit sportliche Höchstleitung, gut abgestimmten, synchronen Tänzen und einem Top-Musikmix, der wie in allen Vorjahren vom ehemaligen Butzemann Moritz Nickel (Jg. 2012) gemischt wurde – was für ein Erfolg!
Seither ist das Cheerleading-Team – heute geführt von Hannah Hawranek, Frederike (Flo) Aigner sowie James Meyer-Eggen (alle Jg. 2021) und gecoacht von Tim Weckmar (Jg. 2015) – fester Bestandteil des Hochschulspirits und sorgt nach wie vor für die Vernetzung mehrerer Jahrgänge untereinander. Freundschaften, die zwischen Cradle, Lib und Baskets geschlossen wurden, existieren bei vielen noch über die Zeit im gemeinsamen Team hinaus, wie z. B. eine Gruppe bestehend aus Mitgliedern der Jahrgänge 2014, 2015, 2016, 2017 und sogar 2018, die seit dem gemeinsamen Cheering für Buceria und / oder Butzemann jährlich in den Urlaub fahren.
Zusammenfassend sei gesagt: Cheerleading und BLS gehören einfach zusammen – und das schon seit fast 20 Jahren!
Whuuuup BLS!
Laura Schmidt (Jg. 2008)
mit Unterstützung von Marlene Ruf (Jg. 2007), Nikola Brenner (Jg. 2014), Pia Richter und Patricia Paffhausen (beide Jg. 2010)
Kommentar schreiben