Ein Portrait über Francesco Omobono
Jeder auf dem Campus kennt ihn. Aber was hat Francesco Omobono einst aus Süditalien an die Elbe gebracht? Was sind für ihn die Höhepunkte aus über zehn Jahren an der Hochschule? Und warum klebt er Weinetikette in Fotoalben? Wir haben Francesco getroffen und einen Einblick in sein Leben erhalten.
„Moment, warten Sie kurz. Ich muss dem wichtigsten Mann im Haus Tschüss sagen.“ Das waren die Worte von Olaf Scholz, bevor er im März 2018 das Auditorium verließ. Der damalige Erste Bürgermeister hatte keineswegs zu viel Wein bei der Abendveranstaltung getrunken, sondern das Bedürfnis, sich bei Francesco Omobono zu verabschieden, bevor er als Finanzminister nach Berlin wechselte. Ebenso stellte Hariolf Wenzler, der ehemalige Geschäftsführer der Bucerius Law School, ihn stets als eine der tragenden Säulen unserer Hochschule vor. Auch ein Großteil der Alumni dürfte Francesco von zahlreichen Veranstaltungen kennen – und umgekehrt kennt Francesco eine Vielzahl an Absolventinnen und Absolventen gut. Den Rückblick auf die letzten fünfzehn Jahre des Alumni-Vereins wollten wir deshalb auch nutzen, um diese für viele von uns prägende Figur des Campus näher vorzustellen.
Promis von Helmut Kohl bis Steffi Graf
Seine erste berufliche Station in Hamburg war das Mövenpick-Restaurant im Hanseviertel. In der Nähe des Ohnsorg-Theaters (welches sich damals noch in der Straße Große Bleichen befand) gelegen, gingen in dem Lokal eine Vielzahl von berühmten Gästen ein und aus. Helmut Kohl, Steffi Graf und Heidi Gabel waren darunter. Als Francesco davon erzählt, lacht er. Oft hätte er gar nicht gewusst, wer da vor ihm sitzt, bis ihn einer seiner Kollegen darauf aufmerksam gemacht hat. Überhaupt machte Berühmtheit für ihn keinen Unterschied. Das seien alles Individuen und alles Personen; und so müsse man sie behandeln. Mit seinem Blick fürs Detail und seiner Hingabe zu gutem Wein und Essen stieg Francesco in dem Restaurant bald zum Serviceleiter auf. In dieser Zeit machte er auch die Ausbildung zum Sommelier. Nachdem das Mövenpick-Restaurant 2007 zumachte, arbeitete Francesco für knapp ein Jahr im Parkhotel in Ahrensburg, bevor er mit seiner Tätigkeit an der Bucerius Law School begann.
Ob er sich noch an seine erste Veranstaltung in der Hochschule erinnern kann, die er betreut hat? Na klar, sagt er, ein Empfang nach einem Vortrag mit Brezeln und Wein unten im Auditorium. Das war 2008 – seitdem hat Francesco in mehr als zehn Jahren über 4.000 Veranstaltungen betreut. Darunter einmalige wie den 90. Geburtstag von Helmut Schmidt in den Räumen der Law School mit Gästen wie Valéry Giscard d'Estaing, Henry Kissinger und Harald Schmidt. Aber vor allem auch die regelmäßig stattfindenden: die großen, wie die Absolventenehrung oder die Akademische Feier, und die eher kleinen, wie die Seminare einer Gruppe von Brandschutzexperten. Ab und zu sorgt Francesco jedoch nicht nur hinter den Kulissen dafür, dass alles perfekt läuft, sondern steht auch selbst im Mittelpunkt: Bei der Bleibeaktion für Professorin Anne Röthel 2016 ging er in dem vollbesetzten Auditorium vor ihr auf die Knie und fragte Frau Röthel, was denn Bochum ist, wenn man in Hamburg leben kann, der aus Francescos Sicht schönsten Stadt (mindestens) Deutschlands. Bekanntermaßen hat sich glücklicherweise dann auch Frau Röthel der Einschätzung Francescos angeschlossen und ist in Hamburg geblieben.
Hunderte verschwundene Tassen
Angesprochen darauf, wo er es in Hamburg denn besonders schön findet, muss Francesco nicht lange nachdenken. Er liebt es, an der Außenalster spazieren zu gehen, und wenn er auf der Suche nach einem Stück seiner italienischen Heimat in Hamburg ist, dann geht er in das Restaurant Focacceria Apulia in Winterhude. Darüber hinaus empfiehlt Francesco das zweitägige Andronaco-Weinfest, das jedes Jahr im November stattfindet. Eine Gelegenheit, zu der er auch schon Studierende mitgenommen hat. Gemeinsam mit Michael und Julian war er 2017 dort und hat den beiden präsentiert, welche Leckereien es gibt und wie gut es sich mit italienischem Wein feiern lässt. Clara und Sebastian (beide Jg. 2012), die sich zufällig zur selben Zeit wie er in Italien aufhielten, führte er sogar in einer exklusiven Tour durch seine alte Heimat.
Gerade seine Beziehung zu den Studierenden der Hochschule ist immer besonders gut gewesen, auch wenn jedes Jahr viele neue kommen und die alten nach fünf oder sechs Jahren weg sind. Francesco hat sie alle gesehen und kennt viele beim Namen. Besonders schnell lerne er die Studierenden kennen, wenn sie beim Arbeiten am Empfang oder an der Garderobe ein Namensschild vor sich stehen haben. Oder wenn sie in der Coffee Lounge stehen bleiben, um sich mit ihm zu unterhalten. Wenn jemand nicht weiß, was sie oder er bestellen soll, empfiehlt er grundsätzlich einen doppelten Espresso. Wichtig ist, dass dieser in der Tasse getrunken wird und nicht in einem To-Go-Becher. Noch wichtiger ist allerdings, dass die Tasse dann im Anschluss auch in der Coffee Lounge bleibt und nicht in private Küchen wandert – so wie es jedes Jahr mit mehreren hundert Tassen im Oktober und November geschieht. Als er das erzählt, schüttelt er ungläubig den Kopf. Das verwundere ihn jedes Jahr aufs Neue.
Außergewöhnliche Sammelleidenschaften
Zeitgleich zu dem jährlichen Tassenverschwinden im Herbst findet eine Veranstaltung statt, auf die sich Francesco immer ganz besonders freut: die Absolventenmesse. Während die Alumni die Gelegenheit nutzen, Bewerbungsgespräche mit vielen Freunden und Förderern der Law School zu führen, spekuliert er darauf, dass am Ende einige der Kanzleitüten an den Ständen stehen bleiben. Zu einem seiner unvermuteten Hobbys zählt nämlich, dass Francesco leidenschaftlich Kugelschreiber sammelt. Doch nicht nur Stifte haben es ihm angetan, sondern auch Weinetiketten von edlen Tropfen. Damit begonnen habe er damals, als er noch bei Mövenpick gearbeitet hat, und mittlerweile, scherzt er mit leuchtenden Augen, habe er eine ganz beachtliche Sammlung. Die Etiketten löst er von den Flaschen ab und klebt sie in Fotoalben – mittlerweile habe er vier Stück voll. Davon eines nur mit italienischen Weinen, natürlich. Dann noch eines nur mit französischen – denn, wie er zu seinem Leidwesen gestehen müsse, seien die französischen Weine (vornehmlich Rotwein aus Bordeaux) doch seine Favoriten.
Neben seinen Sammelleidenschaften hat Francesco zwei weitere große Hobbys. Zum einen schlägt sein Herz für den Fußball und insbesondere für seine Lieblingsmannschaft Inter Mailand. Doch auch, wenn es bei der italienischen Nationalmannschaft kurzzeitig mal schlecht aussieht, fiebert er angespannt mit – wie auch vom italienischen Fernsehen beim 0:1 gegen Frankreich im WM-Finale 2006 festgehalten. Daneben schreibt Francesco Gedichte, meist auf Italienisch. Auf die Frage, wovon die Gedichte handeln würden, schmunzelt er und erzählt uns, dass es vor allem Liebesgedichte seien. Im Moment komme er jedoch leider zu wenig dazu. Spätestens im Ruhestand wolle er dann aber wieder mehr schreiben – am liebsten auch seine Biographie. Eine solche über sein Leben zu verfassen, ist ein lang gehegter Traum. Wenn wir einen Titel vorschlagen dürften, dann wäre das: „Die Säule der Bucerius Law School“.
Antonia Pfaff (Jg. 2014)
Constantin Glaesner (Jg. 2012)
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