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Verbesserung der Lehre

Wie sieht die juristische Lehre der Zukunft aus? Wir haben Tim Maciejewski, den Preisträger des ersten Alumni-Bambi, nach seinen Ideen zur Verbesserung der Stoffvermittlung gefragt.



Mehr Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden!

 

Je mehr sich Studierende in Vorlesungen aktiv beteiligen, desto eher merken sie selbst und die Lehrenden, ob die Wissensvermittlung tatsächlich funktioniert. Lehrende können Verständnisprobleme direkt ansprechen und die Gefahr, dass Studierende „gedanklich aussteigen“ und der weiteren Veranstaltung nicht mehr folgen (können), sinkt. Interaktion lässt sich besonders gut in kleinen Lerngruppen verwirklichen, in denen auf die einzelnen Teilnehmer unmittelbar eingegangen wird (z.B. im Rahmen von „Supervisions“). Bei größeren Lerngruppen können digitale Lehrmedien helfen, Studierende zu aktivieren und Lehrenden ein Feedback über den aktuellen Wissensstand und den Verlauf der Veranstaltung zu verschaffen (z.B. durch Kontrollfragen in Lehrvideos oder Live-Umfragen per Smartphone während einer Vorlesung, auf deren Ergebnisse die Lehrenden jeweils in anonymisierter Form zugreifen können).

 

Besser vernetzte und evolutive Lehrmaterialien!

 

Vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass Studierende ganz unterschiedliche Lerntypen sein können, entwickeln sich „klassische“ Vermittlungsformate (Präsenzveranstaltung, Skripte, Lehrbücher, Fallbearbeitungskurse) weiter und werden durch neue digitale Formate ergänzt (z.B. Lehrvideos, Quizze, Lernsoftware). Studierende können sich dieselben Inhalte je nach ihren persönlichen Vorlieben auf unterschiedliche Art und Weise erschließen. Zugleich werden im Verlauf des Studiums dieselben Inhalte in verschiedenen Veranstaltungen in unterschiedlicher Tiefe und aus unterschiedlichen Blickwinkeln angesprochen (z.B. in Einführungsveranstaltungen, im Schwerpunktstudium und in Kursen zur Examensvorbereitung).

 

Damit Studierende anhand ihres Lerntyps und Wissensstands ein möglichst passgenaues Lehrangebot auswählen können, sollten die Materialien stärker als bisher veranstaltungsübergreifend miteinander vernetzt werden. Denkbar wäre beispielsweise eine zentrale Lernsoftware, in der Lehrende Materialien je nach Studienfortschritt für unterschiedliche Benutzergruppen freigeben können und in der Querbezüge zwischen einzelnen Materialien offengelegt werden, sodass Studierende beispielsweise zwischen einführenden und vertiefenden Materialien oder zwischen Vorlesungsaufzeichnung, Lehrvideo und digitalem Skript hin und her wechseln können.

 

Bessere Unterstützung der Lehre durch den akademischen Mittelbau!

 

Der Beginn einer Tätigkeit als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in nach dem ersten oder zweiten Examen ist regelmäßig gleichbedeutend mit einem schlagartigen Wechsel der Perspektive: Aus Lernenden werden Lehrende. Dieser Wechsel sollte viel mehr als bisher durch eine didaktische Fort- bzw. Ausbildung begleitet und unterstützt werden, damit junge Lehrende sich nicht nur versuchsweise und basierend auf ihren eigenen Erfahrungen als Lernende an die neue Aufgabe annähern können. Nachdenklich könnte man auch darüber, statt einer proportionalen Verteilung der Lehrverpflichtungen zwischen allen wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen eine stärkere Konzentration bei besonders motivierten und zusätzlich ausgebildeten Mitarbeiter*innen zu fördern. Eine derart gestärkte Lehre des akademisches Mittelbaus könnte ihrerseits die professorale Lehre besser unterstützen, beispielsweise indem neue Lehrformate in kleineren Veranstaltungen (insbesondere Kleingruppen oder Fallbesprechungskursen) ausprobiert und evaluiert werden.


Warum wir diesen neuen Lehrpreis ins Leben gerufen haben

 

Die größte Neuigkeit aus dem Ressort Hochschulpolitik aus dem letzten Jahr ist die erstmalige Ausschreibung eines neuen Lehrpreises an der Bucerius Law School: den Alumni-Bambi für besonderes Engagement einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin oder eines wissenschaftlichen Mitarbeiters in der Lehre. Wir haben uns dazu entschlossen, diesen Lehrpreis aus der Taufe zu heben, weil wir überzeugt sind, dass gerade auch die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem erheblichen Maße dazu beitragen, dass die Lehre an der Bucerius Law School herausragend ist. Unser Bedürfnis, diesem oft überobligatorischen Maß an Engagement gebührend Anerkennung zu zollen, wurde durch die große Resonanz auf Seiten der Studierenden bestätigt: Uns hat eine ganze Flut an Vorschlägen mit zum Teil sehr ausführlichen Begründungen erreicht.

 

Laudatio: Der erste Alumni-Bambi geht an Tim Maciejewski

 

Tim Maciejewski, Alumnus aus dem Jahrgang 2009 und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professorin Birgit Weitemeyer , ist mit dem ersten Alumni-Bambi ausgezeichnet worden. Er hielt im letzten Jahr in Vertretung der Lehrstuhlinhaberin die Vorlesung Sachen- und Kreditsicherungsrecht II. Zusammen mit Ruben Rehr hat er das tradierte Konzept einer (juristischen) Vorlesung in die digitale Welt getragen. Jede Vorlesungseinheit wurde von einem zehnminütigen Einführungsvideo begleitet, das die Grundlagen des jeweiligen Vorlesungsstodds erklärte. Auch während der Vorlesung hat Tim immer wieder auf digitale, interaktive Elemente zurückgegriffen. Noch während der Vorlesung wurden über Umfragetools die bereits unterrichteten Lehrinhalte abgefragt. Anhand der Umfrageergebnisse hat Tim dann seine Wiederholungseinheiten angepasst. Die Evaluationen und die zahlreich bei uns eingereichten Vorschläge haben gezeigt, dass die Studierenden von diesem Lehrkonzept begeistert waren.

 

Aber sein Vorlesungskonzept war nicht der alleinige Grund für seine Auszeichnung: Im Steuerrechts-Schwerpunkt setzte er zusammen mit Frederik Schumacher das Konzept der „Supervision“ um. „Supervisions“ sind kleine Lerneinheiten, bei denen vier Studierende eine Stunde mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin oder einem wissenschaftlichen Mitarbeiter über ein fachliches Thema diskutieren. Und nicht vergessen werden darf, dass auch seine Kleingruppen hervorragend evaluiert wurden.


Tim Maciejewski (Jg. 2009)


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